Akzeptanz von Vielfalt

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Das Buch des britisch-kongolesischen Autors und Aktivisten JJ Bola „Sei kein Mann. Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist“ ist in diesem Jahr auch in deutscher Übersetzung im Hanser Verlag erschienen. Es beschäftigt sich mit den vielfältigen Folgen klassischer männlicher Geschlechterrollen. Gefragt wird nach den sozialen und kulturellen Normen, über die Männlichkeit definiert und sozialisiert wird. Woher kommen diese Vorstellungen und wie wirken sich die daraus resultierenden toxischen Formen von Männlichkeit auf das Leben von Jungen und Männer und damit auch von Mädchen und Frauen aus? Bola richtet sich hier insbesondere an junge Leser*innen und bietet einen leicht zugänglichen Einstieg in das Thema Männlichkeit auf unterschiedlichen Ebenen – Gewalt, Sexualität, Musik, Sport, Politik. Dabei greift der Autor auf Erfahrungen aus seiner eigenen Jugend zurück, fügt Beispiele aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten an, bezieht sich auf seine langjährige Tätigkeit als Sozialarbeiter mit Jugendlichen, schlägt aber auch immer wieder den Bogen zu relevanten wissenschaftlichen Debatten und Daten. Das Buch ist ein Appell für die Akzeptanz vielfältiger und unterschiedlicher Formen von Männlichkeit.

Das Buch habe ich mit großem Interesse gelesen, da es ein Thema behandelt, mit dem ich mich selbst als Berater und Trainer über die Jahre immer wieder beschäftigt habe. Nicht zuletzt hat mich dabei die Aufmerksamkeit gefreut, die das Buch in den Medien erfahren hat, weist sie doch auf eine zunehmende öffentliche Debatte für eine bislang vernachlässigte Thematik hin.

Natürlich gibt es auch weiterhin viele und wichtige Argumente für einen Fokus auf die Stärkung der Rolle von Mädchen und Frauen in der Gender-Arbeit. Ich finde aber Bolas Argument, dass es nur dann echte Geschlechtergerechtigkeit geben wird, wenn sich auch die Männer und der Begriff von Männlichkeit ändern, wichtig und zutreffend. Die Arbeit diverser Organisationen und Initiativen weltweit – Promundo, Sonke Gender Justice, MenCare, MenEngage, um nur einige Beispiele zu nennen – zeigt hierbei, wie die Einbeziehung von Jungen und Männern in die Gender-Arbeit – als sogenannte ‚change agents‘ bei der Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen, aber eben auch als Zielgruppe mit eigenen gender-spezifischen Problemen – einen bedeutenden Beitrag zur Förderung gerechter Geschlechterverhältnisse leisten kann.