Ernst nehmen
Vor einiger Zeit sagte meine Klientin, während sie nach einer Sitzung schon mit Schwung ihren Mantel anzog: Und was ist mit meiner Diss? - Ihre Dissertation ist ihr Herzenswunsch, sie sitzt an einem originellen kunstwissenschaftlichen Thema und hat sie in Zeiten intensiver beruflicher Anstrengungen nicht fertiggestellt. Hm – so schnell beim Mantel anziehen? Ich sagte: Das musst Du ernst nehmen! Sonst wird da nichts draus!
Das tat sie dann auch; wir haben eine Runde Intensivcoaching eingelegt und inzwischen steckt sie inmitten erfreulichster Fachdiskussionen zum Thema, die der geneigte Doktorvater vermittelt hat. Die Arbeit hat sie etwas zurückgeschraubt.
Dem Thema des Ernstnehmens begegne ich seither immer wieder. Bei meinen Klientinnen, bei mir. Wie geht das denn, etwas ernst nehmen?
Den Tisch freiräumen: Eine einzige Sache gehört auf den Tisch, alles andere muss weg. Nur diese eine Sache steht da. Und nun, was fällt mir nun ein? Was ist der eine Schritt, der mir einfällt, um einer Lösung näher zu kommen? Erstaunlich, aber den einen Schritt weiß man immer.
Anerkennen: Die Bedeutung des Vorhabens muss einfach anerkannt werden. Es bedeutet mir etwas, das zu lösen, in mein Leben zu bringen, es auszugestalten! Auch wenn niemand sonst dem Thema etwas abgewinnen kann – mir bedeutet es viel. Mir bedeutet es vielleicht sogar alles.
Konzentrieren: Diese Aufmerksamkeit muss bleiben. Immer wieder hingehen. Mit der Aufgabe reden. Ihr Fragen stellen. Ihr Zeit widmen. Die eigene Liebe zur Sache entdecken. Bis eine tiefe Ernsthaftigkeit entsteht, mit der es selbstverständlich wird, jeden Tag weiterzumachen.