Gesprächsformate für Laute und Leise

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Im beruflichen Umfeld wird viel gesprochen, eine echte Gesprächssituation entsteht allerdings eher dann, wenn Sie den Rahmen dafür bewusst setzen, als Teil einer Sitzung oder Konferenz etwa. Häufig sind wir damit beschäftigt, unterschiedliche Standpunkte sichtbar zu machen und anschließend zu versöhnen. Eine der schwierigsten Bedingungen bei Sitzungen und Konferenzen liegt allerdings weniger bei abweichenden Standpunkten, sondern bei den Persönlichkeiten um den Tisch: Die einen sind gesprächig, dominant, vielleicht auch redegewandt, die anderen schüchtern und schweigsam. Die Redezeit ist ungleich verteilt. Es sind aber nicht nur die Lauten, die die guten Beiträge zu bieten haben. Wie bieten wir einen Rahmen, in dem diese unterschiedlichen Temperamente ihren Platz finden? Beliebt ist es, mit Redezeitbegrenzungen gegen die allzu Dominanten zu steuern. Geht, kann aber den kreativen Fluss gründlich ausbremsen. Und bringt die Stillen nicht unbedingt zum Reden.

Wenn es also nicht nur darum geht, eine lange Tagesordnung durchzujagen, sondern die Anwesenden zu ermutigen, zu einem wichtigen Thema laut zu denken oder gar die Ideen anderer aufzugreifen und weiterzuführen, mache ich sehr gute Erfahrungen damit, bei einem thematischen Schwerpunkt eingangs alle reihum einmal sprechen zu lassen. Unterbrechungen schließe ich aus, ob es sich um Gegenargumente, Zusatzinformationen oder begeisterte Zustimmung handelt. Das unterbricht nämlich auch den Denkfluss. Dieser Ansatz ist so einfach, aber unglaublich ergiebig. Gerade in diversen Teams trägt er enorm zu einer guten Atmosphäre bei, zur Lösungsfindung und, ob Sie es glauben oder nicht, er kürzt Diskussionen deutlich ab. Wenn alle gesprochen haben, erlauben Sie direkte Interaktion – nur Unterbrechungen schließen Sie komplett aus. Damit fördern Sie echtes Interesse an der Intervention anderer. Aufmerksames Zuhören. Zeit, um einen neuen Gedanken aufzugreifen. Lebhafte Neugier. Nachfragen. Nochmal nachfragen, und zwar mit einer offenen Frage. Erkenntnisoffenheit. Und die Bereitschaft, etwas ganz Neues zu hören – von einem lauten Menschen oder einem Leisen.