Prioritäten

Mike Tinling on unsplash

Vor ein paar Jahren fand ich mich aus einer friedlichen Lebenssituation heraus binnen weniger Monate mit demenzkranken Eltern, tektonischen Verschiebungen in der Hausgemeinschaft und einer schwierigen geschäftlichen Umstellung konfrontiert, alles zur gleichen Zeit. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Als es eher schlimmer statt besser wurde, kam ich auf die Idee, mich in einem netten Hotel an einem Brandenburger See zu sortieren. Über die Frage sinnierend, worum es geht und in welche Richtung ich denn will, schrieb ich erstmal meine Prioritäten runter, in Stichworten, dann ergänzt um etwas Substanz. Es kamen stattliche acht Bereiche heraus, in denen ich etwas verändern wollte, und einer stach heraus. Ich brauchte ein neues Dach über dem Kopf.

Drei Wochen später hatte ich eine neue Wohnung. Süß, mit Garten, zahlbar, in dem Quartier, in dem ich wohnen wollte, meine Familie um die Ecke. Seither sortiere ich mich regelmäßig nach meinen Prioritäten durch und habe mein Leben umfassend neu geordnet. Stiller, grüner, produktiver, geborgener denn je. Dabei kristallisieren sich ein paar Beobachtungen heraus.

Prioritäten bewähren sich im Vergleich zu Zielen. Ich habe eine Zeitlang mit Zielen gearbeitet und fand, dass man sich ganz schön verschätzen kann – Tony Robbins sagt treffend, wir würden weit überschätzen, was in einem Jahr und weit unterschätzen, was in zehn Jahren möglich ist. Das kann ich nur unterschreiben. Eine Priorität zu setzen, bringt es einfach mit sich, dass das Thema mal im Mittelpunkt steht und genährt wird.

Bevor ich mich auf eine konzentriere, schaue ich immer alle meine Prioritäten durch, das heißt, ich notiere die gegenwärtigen Schwerpunkte, schreibe dazu, worum es mir dabei hauptsächlich geht, und stelle mir erst dann die Frage, welche Priorität ganz oben auf die Liste gehört. Das ist mehr ein Erkenntnisprozess als eine Entscheidung. Im Grunde drängen sich die wirklichen Prioritäten auf.

Erst dann befasse ich mich damit, was ich eigentlich für diese Priorität tun müsste. Dabei probiere ich auch Sachen aus – wenn ich meine Kondition verbessern möchte, probiere ich ein neues Training, in meiner Firma experimentiere ich mit innovativen Angeboten für meine Klientinnen und Klienten, und bei der Suche nach der neuen Wohnung und Büroräumen habe ich natürlich auch verschiedene Möglichkeiten ausgelotet. Auf jeden Fall bringt die Prioritätensetzung mit sich, dass ich mich dem Thema zuwende. Mit Zeit, Anstrengung, vielleicht auch Geld. Auf jeden Fall Aufmerksamkeit.